Mit WebGIS: KVB erzielt Zeitersparnis und umfassende Reports
GIS-Nutzung in der Versorgungsplanung
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) sichert die ambulante vertragsärztliche Versorgung im Freistaat Bayern. Um die ständig wachsenden Anforderungen an diese komplexe, planerische Mammut-Aufgabe zu meistern, nutzt die KVB seit 2017 ein WebGIS. Mit der neuen Software funktionieren Bedarfsplanung und -prüfung deutlich schneller und einfacher. Zudem können mehr Faktoren in die Planung einfließen.
Case Study im Überblick
Kunde: Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)
Einsatzbereich: Bedarfsplanung und -prüfung von Ärzteniederlassungen
Produkt: WIGeoWeb, Geocoder JoinAddress
Ziel: Effiziente Analyse für eine schnelle Bearbeitung von Niederlassungsanträgen
Nutzung: 160 Nutzer, automatische Erzeugung von ca. 2.200 Karten und mehr als 1.000 Reports bis zu viermal pro Jahr
Die KVB ist für die Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung in Bayern zuständig. Zwei wichtige Aufgaben hierbei sind die Bedarfsplanung und die Bedarfsprüfung. Beides soll eine adäquate ärztliche Versorgung sicherstellen. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Nicht nur in Städten und Ballungszentren, sondern auch in ländlichen Gebieten soll es genügend Hausärzte sowie Fachärzte für die Bevölkerung geben. Das bedeutet auch, dass kein Überangebot an bestimmten Ärzten oder Leistungen regional bestehen soll.
Steigender Bedarf an Analysen und Planung
„1993 wurde erstmals der Versuch unternommen, die Niederlassung von Ärzten zu regeln. Die Bedarfsplanung wurde eingeführt, und hatte 20 Jahre lang Bestand. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass es auf dem Land zu Versorgungsengpässen im hausärztlichen Bereich kommt. Daraufhin wurde die Bedarfsplanung 2013 neugestaltet. Aus den früheren 79 hausärztlichen Bereichen sind mittlerweile über 200 geworden“, berichtet Thomas Havemann. Havemann ist Fachreferent bei der KVB und Projektleiter der Geomarketing- und GIS-Projekte. Daneben kamen drei fachärztliche Versorgungsebenen zur Planung hinzu. „Ungefähr zeitgleich hat sich auch das Pensum in der Bedarfsprüfung erhöht“, weiß Havemann. Prüfte die KVB früher einige hundert Anträge pro Jahr manuell, sind es inzwischen weit über 2.000, die technisch unterstützt werden. Mit den früheren Methoden wäre ein solches Volumen nicht mehr zu bewältigen. „Zum Glück haben wir 2017 in drei Schritten das WebGIS eingeführt. Zunächst JoinAddress zur Geokodierung und automatischen Korrektur der Schreibweise von Adressen, dann das WebGIS in der Bedarfsplanung und schließlich das WebGIS in der Bedarfsprüfung“, so Havemann.
Mit drei Klicks im WebGIS erhält die KVB eine Schnellübersicht zur Versorgungssituation. Eine Unterversorgung (rot) wird so schneller kenntlich gemacht. (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung, Nr. 724/16 Karten © WIGeoGIS, TomTom)
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Mit WebGIS aktuelle und breite Datenbasis für Bedarfsplanung
In der Bedarfsplanung wird die aktuelle Versorgungssituation überprüft.
Eine Vielzahl von Daten und Informationen sind dafür notwendig, wie zum
Beispiel: Ort und Größe der bestehenden Praxen, tagesaktuelle Änderungen
bei Arztsitzen, Zuordnung der Gemeinden zu den Planungsbereichen,
Einwohner, Fahrtzeiten etc. „Im WebGIS werden genau diese Daten und
Veränderungen visualisiert und automatisch aktuell angezeigt“, sagt
Havemann. Die im WebGIS erzeugten Karten und Reports dienen als
Entscheidungsgrundlage für den Landesausschuss, der vier Mal jährlich
die Versorgungssituation prüft und in der Konsequenz über
Zulassungsmöglichkeiten bzw. -sperren entscheidet. „Nach jeder Sitzung
werden circa 2.200 Karten und mehr als 1.000 Reports automatisch erzeugt
und abgelegt“, so Havemann. Er fährt fort: „Im WebGIS stehen immer alle
Datenstände zur Verfügung – die tagesaktuellen und die historischen.
Seit der WebGIS-Einführung haben wir im Vergleich zu früher eine
deutlich aktuellere und breitere Daten- und Informationsbasis.“
Zum Bild: Anhand von Patientenströmen ist zu sehen, ob der neue Praxisstandort zur Verbesserung der Versorgungssituation beiträgt. Die dafür genutzten Patientendaten (jedes Quartal ca. 30 Mio.) werden geokodiert und anonymisiert.
Täglicher Einsatz des WebGIS in der Bedarfsprüfung
In der Bedarfsprüfung ist das WebGIS täglich im Einsatz. Zur Klärung der Versorgungssituation in den verschiedenen Antragsverfahren werden pro Jahr circa 2.000 Prüfaufträge bearbeitet. Insbesondere muss geklärt werden, ob es Versorgungsdefizite gibt und der Bedarf dauerhaft besteht. Dafür gilt es umfangreiche Daten zu analysieren: Struktur, Zuschnitt, Lage und Infrastruktur des Planungsbereiches, in dem ein Arzt eine Sonderbedarfszulassung erhalten möchte. Daneben sind geografische Besonderheiten, Verkehrsanbindung, Fahrtzeitermittlung, Verteilung der niedergelassenen Ärzte, Abrechnungsdaten, Umsatzstatistiken von vier Quartalen usw. zu prüfen. Ein ähnlicher Aufwand entsteht bei der Prüfung von Filialeröffnungen. „Früher mussten die Mitarbeiter alle Informationen aus neun unterschiedlichen Systemen recherchieren und manuell zusammenführen. Über einen Internetroutenplaner wurde für jeden einzelnen Arzt die Entfernung zur beantragten neuen Praxis ermittelt, bei Praxen für Kinder zusätzlich die Reisezeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln“, schildert Thomas Havemann.
Durch WebGIS Zeitaufwand enorm gesenkt
Das WebGIS bündelt alle benötigten Informationen und stellt diese durch automatisierte Abfragen zur Verfügung. Havemann weiß: „Früher betrug der Aufwand in der Bedarfsprüfung pro Antrag nur für die Datenauswertung ungefähr eineinhalb bis zwei Tage. Für eine nötige ÖPNV Abfrage kam nochmal ein halber Tag dazu. Heute sind Auswertung und Report inklusive ÖPNV Abfrage nach circa 15 – 20 Minuten erledigt.“ Der Zeitaufwand ist auch in der Bedarfsplanung erheblich geschrumpft. Laut Havemann hätte früher ein Mitarbeiter insgesamt zwei Monate pro Jahr nur daran gesessen, um eine Schnellübersicht für die Sitzungen der Landesausschüsse zu erstellen. Eine solche Schnellübersicht erhalten die Mitarbeiter heute nach drei Klicks im WebGIS.
Schnellere Bearbeitung von Anträgen und bessere Erfüllung des Auftrags
Havemanns
Fazit: „Wir konnten hohe manuelle Aufwände reduzieren, erzeugen in
kürzerer Zeit doppelt so viele Karten und umfassendere Informationen.
Die Reports sind einheitlich und damit besser vergleichbar. Das alles
führt dazu, dass wir unserer Ermittlungspflicht besser nachkommen und
Anträge schneller bearbeiten können.“ Dabei sind die 160 Mitarbeiter,
die das WebGIS nutzen, keine Geomarketing-Experten, sondern
Verwaltungsangestellte und Juristen. Bis 2017 hatte keiner mit
geografischen Analysen und GIS zu tun. Trotzdem war das neue System
schnell ausgerollt und die Mitarbeiter nach einmaligen ein bis drei
Stunden Gruppenschulung fit in der WebGIS-Nutzung.
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